Sonntag, 27. April 2014

Zeitlichkeiten und Beweglichkeiten

Welche Zeitlichkeiten und Beweglichkeiten setze ich in meinen Communities voraus?
Wie bewege ich mich durch die Welt? Und wie sehr denke ich, dass es andere auch so tun?
Wie vergeht für mich Zeit? Und wie sehr nehme ich an, dass sie es für andere auch so tut?

In den letzten Wochen habe ich zunehmend stärkere Schmerzen in meinem Knie. Und ich bin viel damit beschäftigt, wie es meine Beweglichkeit einschränkt. Ich überlege, in welchem Stockwerk eine Person wohnt, die ich besuche. Ich muss dem zweijährigen Kind, mit dem ich Zeit verbringe, erklären, dass ich es nicht mehr tragen kann. Ich denke darüber nach, ob ich mir einen Einkaufstrolley zulegen sollte.
Ich bin unsicher, wie und wann ich andere hinweisen soll, wenn ich mit ihnen spazierengehe und merke, dass mein Tempo und meine Belastbarkeit sich von denen der anderen unterscheiden. Ich überdenke, was es für mich bedeutet, auf eigenen Beinen zu stehen und möglichst selbstständig sein zu wollen. Hier ist ein Text zu chronischer Krankheit und nicht-automatischer Unterstützung.

Ich bin mit ableistischen Normen von Zeitlichkeiten und Beweglichkeiten beschäftigt.
In dem Ansatz von Barrierefreiheit steckt die Annahme, dass durch den Abbau von Barrieren die Teilnahme von möglichst vielen Menschen ermöglicht wird. Barrierefreiheit meint dabei meistens nur (ein eingeschränktes) Berücksichtigen von rollstuhlgerechten Räumen und Dolmetschen in Gebärdensprache. Wichtige Gedanken dazu finden sich bei riot_nrrrd.
Ich hab das Gefühl, dass dabei aber häufig die Binarität von "normal" und "Abweichung" reproduziert wird. Es geht in meiner Wahrnehmung darum, Rücksicht zu nehmen, etwas weniger zu behindern. Aber es geht nicht darum, eigene ableistische Normen zu hinterfragen und eigene Perspektiven zu verändern. Ein bisschen Platz machen, vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit lassen - aber kein Hinterfragen der eigenen Beweglichkeiten und Zeitlichkeiten.

In ihrem Buch "Feminist, Queer, Crip" schreibt Alison Kafer über "crip time" und fordert dazu auf, unsere Wahrnehmungen von Zeit zu hinterfragen. (Hier gibt es eine Buchrezension auf englisch)
Alison Kafer spricht unter anderem von "anticipatory time", also von Zeit, in der etwas vorausschauend erwartet wird. Das Erwarten der nächsten Panikattacke, des nächsten epileptischen Anfalls, der nächsten allergischen Reaktion oder der nächsten triggernden Situation. Die Gegenwart ist davon geprägt, was in der Vergangenheit schon einmal ungewollte Reaktionen ausgelöst hat und was in der Zukunft welche auslösen könnte. Um ungewollte Reaktionen zu vermeiden, werden häufig Beweglichkeitsräume eingeschränkt.
Wenn ich also beispielsweise nicht auf Duftstoffe verzichte und keinen chemikalienreduzierten Raum herstelle, dann hindere ich Menschen mit vielfacher Chemikalienunverträglichkeit daran, mit mir im Kontakt zu sein oder sich in diesen Räumen zu bewegen.
Gleichzeitig kann ich durch mein Handeln nicht jede ungewollte Reaktion bei anderen oder mir selbst vermeiden. Ich kann durch mein Verhalten nur begrenzt Panikattacken oder Trigger verhindern. Ich muss mir eingestehen, Situationen nicht kontrollieren und Auslöser nicht vermeiden zu können. Es reicht also nicht, nur Barrieren in Räumen zu vermeiden und bestimmte Verhaltensweisen (mir selbst) zu untersagen. Es braucht eine Normalisierung von crip time und crip space, ein Zentrieren von vermeintlichen Abweichungen.

Wie kann ich mich auf verschiedene Beweglichkeiten und Zeitlichkeiten ausrichten und einlassen?
Wie kann ich dabei eine paternalistische Haltung vermeiden?
Was würde eine ableismuskritische Haltung bedeuten, die mehr beinhaltet, als (bestimmte) Barrieren zu vermeiden?
Wie lassen sich caring Communities anti-ableistisch gestalten?

Sonntag, 13. April 2014

Caring Communities

Auch wenn ich in den letzten Monaten hier nichts online gestellt habe, war ich an anderen Stellen im Netz aktiv gewesen.
Von Selbstfürsorge/ selfcare bewege ich mich immer weiter in Richtung caring communities.

Meine ersten Gedanken dazu finden sich
auf deutsch auf der Mädchenmannschaft
und auf englisch auf The Feminist Wire.


Even if i haven't posted anything here over the last couple of months, i have been busy at other places in the web.
I'm moving from selfcare into the direction of caring communities.

You can find my first thoughts
in english at The Feminist Wire
and in german at Mädchenmannschaft.