Dienstag, 21. Januar 2014

Wohlergehen: Der Ort, an dem Veränderung stattfindet (Teil 3)

 Interview mit Sandra Ljubinkovic

Teil 1 zu der Bedeutung von Selbstfürsorge
Teil 2 zu Verbindungen zwischen Selbstfürsorge und Aktivismus

Übersetzung des Interviews von mir
English version below


Wie sorgst du gut für dich?
Meine Selbstfürsorge und Heilpraktiken sind das Ergebnis von mehr als 15 Jahren Lernen, Training, Recherchen, Selbst-Beobachtung auf dem Weg zu mehr Wohlergehen und persönlicher Entwicklung. Für mich alleine und in der Gruppe mache ich Qi-Gong, Meditation, Reiki. Und ich habe Techniken zu energetischem Heilen, Berührungen für Gesundheit. Ich schlafe lange, wenn ich das Gefühl hab, es zu brauchen. Mit Freund_innen, die Heiler_innen sind, behandeln wir uns gegenseitig. Ich liebe es, Zeit in der Natur mit Spazierengehen, Horchen, Beobachten zu beringen, zu Orten zu reisen, die meiner Seele gut tun. Ich verbringe Zeit mit unbekümmerten Menschen, mit denen ich viel lache. Ich bin eine richtige Sammlerin, was bewusste und farbenfrohe Erfahrungen angeht, und ich fühle mich in diesem Universum der gegenseitigen Verbundenheit getragen.

Wie arbeitest du zu Selbstfürsorge?
Meine professionelle und aktivistische Arbeit beinhaltet auf den Kontext abgestimmte Trainings und Workshops zu Selbstfürsorge und Wohlergehen: wie ist es mit unserem Aktivismus, unserem Sicherheitsgefühl und unserer Sicherheit verbunden und eng verknüpft. Die Workshops enthalten wichtige Elemente zu Geist-Körper-Seele. In meiner Arbeit geht es nicht darum, irgendwen zu reparieren oder uns selbst zu besser zu machen oder mehr oder weniger oder höher oder darum, mehr zu erreichen... es geht um Herzensweisheiten, darum uns anzunehmen, zu transformieren, zu akzeptieren, zu vergeben und in unseren Körpern und Seelen präsent zu sein. Es geht darum unsere Vertrautheit mit uns selbst zu vertiefen, indem wir reflektieren, Werkzeuge und Techniken ausprobieren, die uns dabei helfen können, unsere aufgewühlten Gedanken zu beruhigen, unser Atmen zu vertiefen und uns mit unseren Gefühlen, Gedanken und Körperhaltungen auf Orte der Freude und Präsenz einzulassen, wo wir uns entsprechend unserer inneren Werte bewegen. All diese Praktiken beinhalten ganzheitliche Methoden, die ich in den letzten Jahren entwickelt und mit tollen und großartigen Aktivist_innen weltweit geteilt habe. Sehr einfache Techniken, wie MUDRAS (Handhaltungen) können dabei helfen, Stress loszuwerden, unser Nervensystem zu verbessern und unsere beiden Gehirnhälften in Einklang zu bringen, Werkzeuge wie Fingergreifen oder verschiedene Körperbewegungen. Bei der Fürsorge für andere unterstützen einfache Berührungen Entspannung und laden zu mehr Innenraum ein. Wenn Spannung mit leichter Berührung entgegengewirkt wird, führt Loslassen zu einer neuen Leichtigkeit in unseren Körpern und Seelen und wir fühlen uns fähiger, kreativ zu sein und in Harmonie mit uns selbst und anderen zu leben.

Was sind deine Visionen in Bezug feministisches/ aktivistisches Wohlergehen?

Meine Vision ist es mehr und mehr Räume zu schaffen, wo Aktivist_innen mit verschiedenen Hintergründen zusammenkommen können, um zu verarbeiten, teilen, reflektieren, heilen und zu ihren Beziehungen, Familien, Organisationen und Communities zurückzukehren und diese zu transformieren. Es geht darum, die Bedingungen zu schaffen, die Heilen und Wachstum begünstigen. Besonders geht es um die Art, wie wir mit Aktivist_innen gemeinsam geschaffene Räume teilen – durch die zärtliche Atmosphäre, die wir mit ihnen und für sie schaffen. Letztendlich ist eine heilende Präsenz eine Art, mit anderen Menschen zu sein, um eine heilende Beziehung aufzubauen. Um eine heilende Präsenz zu entwickeln, müssen wir vor allen Dingen aufmerksam für die Art sein, wie Menschen auf uns reagieren. Statt darauf fokussiert zu sein, was wir anderen anzubieten haben, können wir aufmerksam dafür werden, wie andere auf unsere Angebote reagieren. Mir sind die Gefühle anderer so wichtig wie meine eigenen. Es geht darum, den Raum und den Willen zu schaffen, unsere Seelen auf die Seelen anderer abzustimmen... dann wird Aktivismus zu einem zweitrangigen Thema, weil unser Aktivismus nur ein Spiegel unserer eigenen Innenwelten, Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen ist... und innerhalb unserer Frauenbewegungen oder LSBTIQ-Bewegungen müssen wir in den Ozean der Zärtlichkeit und die wilde Intelligenz unserer Körper und deren Fähigkeit zu heilen eintauchen, um mehr Vertrauen darin zu entwickeln, zerbrochene Beziehungen, Organisationen und Communities zu transformieren und uns auf die Revolution von reflektierterem, behutsamerem, inspirierenderem, freudigerem Wohlergehen von unseren Organisationen und Bewegungen zuzubewegen.


Weitere Informationen zu Sandra Ljubinkovic
Sandra (MSc in Gender, Rights and Development) ist feministische Aktivistin mit mehr als 15 Jahren professioneller Erfahrung in Frauen- und Minderheitenrechten. Beruflich kommt sie aus der feministischen Beratung, Advocacy- und Lobbyarbeit, Organisationsentwicklung, Community-Building, Entwicklung und Durchführung von Trainings für verschiedene Akteur_innen. Sandra zieht ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrung aus Community-Organizing, Kampagnen, Leitung von Organisationen, Netzwerken, Entwicklung und Durchführung von Trainings zu Integrated Security und Wohlergehen von Frauenrechtsaktivist_innen auf der ganzen Welt. In letzter Zeit hat sie aktiv Frauenrechtsaktivist_innen darin unterstützt Beziehungen untereinander weltweit aufzubauen, die immer noch miteinander vernetzt sind, Strategien planen, sich empowern, Gesellschaft verändern und gegenseitig ihr Leben, Communities und Bewegungen bereichern.
Sandra ist auch Mitglied des Internationalen Beirats von BRIDGE am Institute of Development Studies in Großbritannien.

In einfacheren Worten, Sandra ist ein freier Geist, Reisende, Vagabundin und genießt ihr Leben in allen Formen in dem Wissen, dass wir mehr sind als unsere Körper, Gedanken, Emotionen, Konzepte und Begehren... Ihr tiefer Wunsch sich mit dem bedingungslosen Sein zu verbinden, das unser endloses Potential ist, erlaubt es ihr, die Dinge geschehen zu lassen, die geschehen :))


Kontakt: sandra.ljubinkovic@gmail.com


Zusätzliches Material (auf deutsch):
Jane Barry and Jelena Đorđević: Was heißt denn hier Revolution, wenn wir nicht tanzen können? (Übersetzt von Claudia Bollwinkel und Svenja Genthe)

Zusätzliches Material (auf englisch):
TEN INSIGHTS to strengthen response for women human rights defenders at risk

Wellness, Self-Care and Security - Why This is Important to Feminism (Text von AWID)

Front Line Defenders, Ireland (Kontakt für Menschenrechtsaktivist_innen, die Unterstützung brauchen)

English version:


How do you practice self-care?

Living self-care and healing practices is the result of more then 15 years of learning, training, researching, self-examinations on the path of well being and personal development. I practice myself and with group qigong, meditation, Reiki, i practice energo-healing techniques, touch for health. I sleep long hours when i feel i need it. I exchange treatments with my friends  who are healers.  I love spending time in nature walking, listening, observing, traveling to places that uplift my Spirit, i'm spending time with light hearted people with whom i laugh a lot,  i'm a real collector of mindful and colorful experiences and i feel carried in this Universe of interconnectedness.

What work are you doing around self-care?

My professional and activist work includes tailored made trainings, workshops around self-care and well-being, how it is connected and deeply inter-related to our activism and safety and security, integrating crucial mind-body-soul elements into the trainings. This work is about not about fixing anyone, or make ourselves better, or more, or less, or higher, or achieving more…it's about heart wisdom, embracing, transforming, accepting, forgiving and being present in our bodies and souls. It's about deepening intimacy with ourselves by reflecting, trying tools and techniques that can help calm our racing minds, deepen our breathing, and attune our emotions,mind and body adjustments to our places of Joy, presence, where we are moved by our inner values. All these practices include integral methodology that i have been developing over the years and sharing with amazing and outstanding activists around the world.  Very simple techniques like MUDRAS (hand postures) can help release stress, optimize our nervous system and harmonize both our brain hemispheres, tools as fingers holds and various body movements. When caring for others, simple hands-on techniques support relaxation, inviting more spaciousness inside. When tension is contacted with gentle touch, release leads to new ease in our bodies and spirits, and we become more capable of being creative and living harmoniously with ourselves and others.

What are your visions regarding feminist/ activist well-being?

My vision is creating more and more spaces where activists of all backgrounds can come together to process, share, reflect, heal, and go back to their relationships, families, organizations, communities and transform. It's about creating the conditions that promote healing and growth. Especially, it's about very way of being with activists in the common created spaces— through the tender atmosphere we create with and for them. Ultimately, healing presence is a way of being with other people in order to create a healing relationship. To develop healing presence, above all else, we must pay attention to the way people respond to us. Instead of being focused on what we have to offer, we can be aware on how others respond to our offering. I care about the feelings of others as much as I care about my own feelings. It's about creating space and willing to fine-tune our souls to the souls of others…then activism comes as secondary topic, since our activism is only a mirror of our own inner worlds, emotions, memories, experiences….and within our women's rights movements, or LGBTIQ movements, we need to dive into the ocean of tenderness and wild intelligence of our bodies, their capacity to heal and develop more trust in transforming broken relationships, organizations and communities and move to the revolution of more reflective, gentle, inspiring, joyful well-being of our organizations and movements.


More information about Sandra Ljubinkovic
Sandra, MSc in Gender, Rights and Development, is a feminist activist with more than 15 years of relevant professional experience in women's and minority rights. Her professional background is in feminist counseling, advocacy and lobbying, organizational development, community building, developing and delivering trainings for various stakeholders. Sandra draws her extensive knowledge and experience from community organizing, advocacy campaigns, managing organizations, networking and developing , managing and delivering trainings and expertise in developing and delivering trainings on Integrated Security and activists' well-being for women's rights defenders around the world. She has been actively supporting networking and facilitating relationships with diverse women's rights defenders throughout the world where they continue connecting, strategizing, empowering, transforming, and contributing to each others lives, communities and movements.
Sandra also serves as a member of the International Advisory Committee for BRIDGE at the Institute of Development Studies in the United Kingdom .

In a simple words, Sandra is free spirit, traveler, vagabond, enjoying life and experiences in all it's forms knowing that we are more then just our bodies, thoughts, emotions, concepts, desires…. Her deep commitment to access the unconditional Being that is our endless potential is bringing her to allow what wants to happen :))


Contact: sandra.ljubinkovic@gmail.com


Additional Ressources:
TEN INSIGHTS to strengthen response for women human rights defenders at risk

Jane Barry and Jelena Đorđević’s book: “What is the Point of Revolution if we Can’t Dance?”
 
Wellness, Self-Care and Security - Why This is Important to Feminism (Text von AWID)

Front Line Defenders, Ireland (Kontakt für Menschenrechtsaktivist_innen, die Unterstützung brauchen)

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