Samstag, 11. Mai 2013

Krisen-Gegenmittel

Das wohl beste Gegenmittel zu fast jeder Krise: Verbundenheit.

Als mich als junge Erwachsene das Wahrnehmen einer sexistischen und kapitalistischen Gesellschaft in die Depression stürzte, war es wichtig, damit nicht allein zu sein. Um mich herum waren andere, die Ähnliches durchmachten, und wir teilten unsere Tiefpunkte, unsere Strategien, unsere Analysen und unsere Fehltritte. Daraus sind innige Kontakte entstanden, die mich heute noch tragen.

Gewalt und Diskriminierung isolieren. Kapitalismus lehrt Konkurrenzverhalten. Krisen lassen Rückzug attraktiv erscheinen.

In solchen Situationen fällt es mir nicht immer leicht, zum Hörer zu greifen und andere um Unterstützung zu fragen. Verletzlichkeit ist für mich immer noch etwas, das mir manchmal peinlich ist. Ich will keinen weiblichen Stereotypen entsprechen und mime deswegen lieber die Starke.
Doch was mir wirklich in Krisensituationen hilft, ist die Verbundenheit mit anderen: Mich von der Zuversicht anderer anstecken zu lassen, Lebensfreude zu tanken, mich an der Schulter einer Freundin ausheulen zu können, mich in mein soziales Netz fallen zu lassen und darauf vertrauen zu können, dass ich gehalten werde.

Verbundenheit mit anderen lässt mich lebendig fühlen. Ich versuche täglich mein Herz so weit zu öffnen, dass ich mich mit anderen verbinden kann. Jeden Tag in der Begegnung mit den tollen Feminist_innen, die mich umgeben, meine Rüstung abzulegen, die ich mir vor Jahrzehnten als Schutz zugelegt habe. Mit_fühlen und das Verweigern von Abstumpfen.

Ich bin dankbar für die Verbundenheit mit meinen Mitstreiter_innen und Kolleg_innen, für die Herzenswärme meiner Freund_innen und jedes Lächeln im Großstadtgrau.

Wer gehört in meinen Inneren Kreis?
Eine kleine Übung (inspiriert von Julia Cameron):
  • Zeichne einen Kreis.
  • Schreibe in das Innere des Kreises die Menschen, die dir gut tun und an die du dich wenden möchtest, wenn du Unterstützung brauchst.
  • Schreibe außerdem in das Innere des Kreises, welche Seiten du mit diesen Menschen ausleben kannst.
  • Schreibe außerhalb des Kreises die Menschen in deinem Leben, die dir nicht gut tun und die du lieber auf Distanz halten möchtest.
  • Gibt es Menschen, die du gerne auf die Linie des Kreises schreiben möchtest?
  • Wie geht es dir bei dem Betrachten des Kreises? Gibt es Überraschungen?
  • Mit wem verbringst du deine Zeit? Und entspricht dies deinen Eintragungen im Kreis?

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